Gregor Schöllgen – Historiker

Die Teilung der Welt

11.02.2020 
Vor 75 Jahren wurde die Welt geteilt. Die Demarkationslinie zwischen Ost und West verlief mitten durch Deutschland. Drei Staats- beziehungsweise Regierungschefs zeichneten dafür verantwortlich: Der britische Premierminister Winston S. Churchill, der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt und der sowjetische Partei- und Regierungschef Josef Stalin.

Was die Drei auf ihrer Konferenz in Jalta, die am 11. Februar 1945 zu Ende ging, beschlossen, gilt in vielen Fällen bis heute, obgleich Ende 1991 mit der Sowjetunion einer der teilnehmenden Staaten von der weltpolitischen Bühne abtrat. Das gilt vor allem für die sogenannte Westverschiebung Polens, mit der das Land erhebliche Gebiete östlich des Bugs an die Sowjetunion abtreten musste. Seit deren Auflösung sind Weißrussland und die Ukraine Polens östliche Nachbarn.

Diese Verschiebung des Landes betraf auch Deutschland unmittelbar. Denn der territoriale Verlust Polens im Osten wurde im Westen durch Gebiete kompensiert, die Deutschland an Polen abzutreten hatte. Diese Grenze entlang der Flüsse Oder und Neiße hat die Bundesrepublik im Dezember 1970 als unverletzlich anerkannt.

Im Zuge des Untergangs der Sowjetunion verschwunden sind hingegen die innerdeutsche Grenze und mit ihr die letzten Vorbehalte der vier alliierten Sieger des Zweiten Weltkriegs.

Das berühmte Foto, das Churchill, Roosevelt und Stalin in Jalta zeigt, wo die Teilung Deutschlands im Grundsatz beschlossen wurde, ist in diesem Zusammenhang aufschlussreich.

Denn es fehlen die Vertreter jener beiden Staaten, die nach Kriegsende mit Großbritannien, den USA und der Sowjetunion die Kontrolle über Deutschland ausübten. Frankreich hat es nie verwunden, dass es zwar in Jalta in den Kreis der Besatzungsmächte in Deutschland aufgenommen wurde, aber zu diesem Treffen selbst nicht geladen war.

Und China, der Partner im Krieg gegen Japan, nahm zwar im Herbst 1945 noch an der ersten Außenministerkonferenz der fünf alliierten Sieger in London teil, blieb aber wegen des Bürgerkriegs im Folgenden diesen Treffen fern und zog 1949 mit der Schließung der chinesischen Militärmission in Berlin einen Schlussstrich unter sein Engagement in Deutschland. Wer wissen will, wie diese Geschichte weiterging, kann das in meiner Deutschen Außenpolitik von 1945 bis zur Gegenwart nachlesen.