Gregor Schöllgen – Historiker

Die Bombe

27.07.2015 
Am 14. Juli wurde bekannt, dass sich die fünf Vetomächte der Vereinten Nationen sowie Deutschland einerseits und der Iran andererseits auf ein umfassendes Abkommen über dessen Atomprogramm geeinigt haben. 13 Jahre lang hatte man darüber gestritten, und alleine die Schlussverhandlungen in Wien zogen sich über drei Wochen hin. Am Ende verzichtete Iran auf den Bau einer Atombombe.

Vieles an diesem Abkommen ist bemerkenswert, nicht zuletzt die Rolle Deutschlands. Aus Berlin kam 2003 der Anstoß für die Verhandlungen, und es war Teheran, das von Anfang an auf der Beteiligung Deutschlands bestand, obgleich es nicht dem exklusiven Kreis der Vetomächte angehört.

Dafür gibt es gute Gründe. Der Iran konnte sich nämlich auf Bestimmungen beziehen, welche die deutsche Außenpolitik vor fast einem halben Jahrhundert formuliert und durchgesetzt hatte. Damals war Willy Brandt zunächst Außenminister, dann Bundeskanzler. Diese Geschichte habe ich einmal aufgeschrieben: "Eine Frage von nationalem Interesse" – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juli 2015.